O P E N  /  T H E   K I M O N O
Stephanie Kiwitt, Andreas Schulze

Foyer Dittrichring
Ein Ausstellungsprojekt in Kooperation mit G2 Kunsthalle

25. Mai – 21. Juni 2020
Dittrichring 15, 04109 Leipzig

 

 

Im Foyer des Geschäftshauses Nr.15 am Leipziger Dittrichring in unmittelbarer Nähe zur G2 Kunsthalle treffen für drei Wochen Aufnahmen aus dem Prager Stadtraum von Stephanie Kiwitt auf Andreas Schulzes Fotografien des weltgrößten Fischmarkts in Tokio. Der Eingangsbereich erfüllt die Funktion einer Schleuse zwischen Außenraum und Gebäudeinnerem. Diese Zone des Durchgangs oder Übergangs wird von beiden Künstler*innen temporär als Ausstellungsraum genutzt und damit zur Projektionsfläche für die Auseinandersetzung mit urbanen sowie gesellschaftlichen Transformationsprozessen.

Ausgangspunkt der Arbeit von Stephanie Kiwitt ist zunächst ein formaler Aspekt: die Umbenennung eines Prager Kaufhauses aus den 70er Jahren durch seinen neuen britischen Eigentümer – aus Máj wurde My. Die Serie Máj/My – entstanden zwischen 2015 und 2018 in den Straßen der tschechischen Hauptstadt und 2018 als Buch im Verlag Spector Books erschienen – fasst Portraits und Körperanschnitte, Subjektivität und Werbung, Situationen und Objekte, Architektur und Waren zu einem Dokument städtischen Alltags zusammen. Kiwitts Fotografien lassen sich als kritische Auseinandersetzung mit Kontinuitäten und Veränderungen in Stadt und Gesellschaft und den damit verbundenen Anforderungen an das Individuum lesen.

Die Aufnahmen von Andreas Schulze sind 2016 auf dem größten Fischmarkt der Welt, dem Tsukiji Shijō, in Tokio entstanden. Der Markt wurde im Zuge der Vorbereitungen der Olympischen Spiele 2020 abgerissen und an eine andere Stelle im Stadtgefüge der japanischen Metropole verlegt. So konnte am Standort des alten Marktes ein Gebäudekomplex für Olympia errichtet werden. Schulze verbindet in seinen Fotografien dokumentarische Ansätze mit Aspekten subjektiver Erzählung. Die Motive seiner Arbeit vom Tsukiji Shijō zeugen von einem verschwundenen Ort und dem mit ihm verlorenen spezifischen Milieu, welches das Leben eines ganzen Stadtviertels über einen Zeitraum von achtzig Jahren prägte. Jetzt mussten aufgrund der weltweiten Corona-Pandemie die Olympischen Spiele für 2020 abgesagt werden. Sie sind nun für 2021 geplant.

Der Ausstellungstitel OPEN / THE KIMONO verweist auf eine Phrase im Business-Jargon. Der Vorschlag an den Gesprächspartner, den Kimono zu öffnen, kommt der Aufforderung gleich, die Karten auf den Tisch zu legen. Der Ausdruck zielt auf Transparenz und Enthüllung in Form eines verschleierten Wortgewandes. Auch in der Architektur des vorübergehenden Projektraumes verbinden sich gegensätzliche Parameter – Offenheit und Sicherheit, Licht und Dunkel, Zugänglichkeit und Diskretion, Klarheit und Undurchsichtigkeit – zu einer Situation halböffentlichen Charakters. Die Verkleidung mit hochwertigen, reflektierenden Materialien wie Glas, Marmor und Metall unterstreicht den repräsentativen Anspruch und den Hauptzweck der Raumstruktur: Begehbarkeit zu regulieren.

Das Foyer ist tagsüber zugänglich und abends von außen einsehbar.

Text: Anka Ziefer

Stephanie Kiwitt, geb. 1972 in Bonn, Fotografiestudium Institut Tvůrčí Fotografie, Universität Opava (CZ) und Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig; seit 2018 Gastdozentin an der LUCA School of Arts in Brüssel, seit 2020 Vertr. Professorin für Kommunikationsdesign und Fotografie an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle; lebt und arbeitet in Brüssel. Stipendien & Auszeichnungen: 2017 Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds, Bonn; 2016 Ellen-Auerbach-Stipendium für Fotografie, Akademie der Künste Berlin. Einzelausstellungen: 2019 Fotograf Gallery, Prag; 2018 Kunstverein Leipzig;2016 Camera Austria, Graz; 2015 RIOT, Gent; 2015 Kunstverein Pforzheim. Gruppenausstellungen: 2019 Galerie Eigen + Art, Leipzig; 2019 FOMU Fotomuseum Antwerpen; 2018 Les Rencontres de la Fotografie, Arles; 2017 SMAK, Gent; 2017 Fotomuseum Winterthur; 2015 Contemporary Art Centre, Brüssel.

Andreas Schulze, geb. 1965 in Leipzig, Studium der bildenden Kunst Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig; lebt und arbeitet in Leipzig. Stipendien & Auszeichnungen: 2016 Artist in Residence, Villa Kamogawa, Goethe-Institut Kyoto; 2013 Projektstipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen; 2009 Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds Bonn. Einzelausstellungen: 2019 Kleiner Raum für Aktuelles Nichts, Berlin; 2016 Goethe-Institut Kyoto; 2015 Tour Ariane, Paris; 2015 Kunstverein Leipzig; 2013 Galerie Jochen Hempel, Leipzig; 2010 Künstlerhaus Bethanien, Berlin; 2008 GfzK Galerie für zeitgenössische Kunst, Leipzig. Gruppenausstellungen: 2019 Galerie Ursula Walter, Dresden; 2019 Galerie Eigen + Art, Leipzig; 2016 Scope, Städtische Galerie Kubus, Hannover; 2016 Obai-In, Daitoku-Ji Tempel, Kyoto; 2015 Biennale de Lyon; 2013 Württembergischer Kunstverein, Stuttgart; 2011 Museum der bildenden Künste Leipzig; 2010 Kunstverein Bregenz, 2008 Chicago Cultural Centre.

Öffnungszeiten G2 Kunsthalle
Mi 15–20 Uhr, Sa 12–17 Uhr, öffentliche geführte Rundgänge in Deutsch Do, Fr & So 15 Uhr & Mo 11 Uhr, Englisch So 16 Uhr & Mo 12 Uhr. Die Anmeldung zu den Rundgängen erfolgt online über das Buchungsportal der G2 Kunsthalle:

  • Stephanie Kiwitt, Andreas Schulze – OPEN / THE KIMONO, Foyer Dittrichring 15, 25 May – 14 June 2020 © Andreas Schulze.
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    Exhibition views: Stephanie Kiwitt, Andreas Schulze – OPEN / THE KIMONO

  • Stephanie Kiwitt, Andreas Schulze – OPEN / THE KIMONO, Foyer Dittrichring 15, 25 May – 14 June 2020 © Andreas Schulze.
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    Stephanie Kiwitt, Andreas Schulze – OPEN / THE KIMONO

  • Stephanie Kiwitt, aus der Serie Máj/My, 2015-18, © Stephanie Kiwitt
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    Stephanie Kiwitt

  • Stephanie Kiwitt, Andreas Schulze – OPEN / THE KIMONO, Foyer Dittrichring 15, 25 May – 14 June 2020 © Andreas Schulze.
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    Stephanie Kiwitt, Andreas Schulze – OPEN / THE KIMONO

  • Stephanie Kiwitt, Andreas Schulze – OPEN / THE KIMONO, Foyer Dittrichring 15, 25 May – 14 June 2020 © Andreas Schulze.
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    Stephanie Kiwitt, Andreas Schulze – OPEN / THE KIMONO

  • Stephanie Kiwitt, Andreas Schulze – OPEN / THE KIMONO, Foyer Dittrichring 15, 25 May – 14 June 2020 © Andreas Schulze.
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    Stephanie Kiwitt, Andreas Schulze – OPEN / THE KIMONO

  • Andreas Schulze, UNTITLED (Tsukiji Shijō), 2020, © Andreas Schulze
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    Andreas Schulze

  • Stephanie Kiwitt, Andreas Schulze – OPEN / THE KIMONO, Foyer Dittrichring 15, 25 May – 14 June 2020 © Andreas Schulze.
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    Stephanie Kiwitt, Andreas Schulze – OPEN / THE KIMONO

  • Andreas Schulze, UNTITLED (Tsukiji Shijō), 2020, © Andreas Schulze
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    Andreas Schulze

  • Stephanie Kiwitt, Andreas Schulze – OPEN / THE KIMONO, Foyer Dittrichring 15, 25 May – 14 June 2020 © Andreas Schulze.
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    Stephanie Kiwitt, Andreas Schulze – OPEN / THE KIMONO

  • Stephanie Kiwitt, Andreas Schulze – OPEN / THE KIMONO, Foyer Dittrichring 15, 25 May – 14 June 2020 © Andreas Schulze.
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    Stephanie Kiwitt, Andreas Schulze – OPEN / THE KIMONO

  • Stephanie Kiwitt, Andreas Schulze – OPEN / THE KIMONO, Foyer Dittrichring 15, 25 May – 14 June 2020 © Andreas Schulze.
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    Stephanie Kiwitt, Andreas Schulze – OPEN / THE KIMONO

  • Stephanie Kiwitt, Andreas Schulze – OPEN / THE KIMONO, Foyer Dittrichring 15, 25 May – 14 June 2020 © Andreas Schulze.
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    Stephanie Kiwitt, Andreas Schulze – OPEN / THE KIMONO

  • Stephanie Kiwitt, aus der Serie Máj/My, 2015-18, © Stephanie Kiwitt
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  • Stephanie Kiwitt, Andreas Schulze – OPEN / THE KIMONO, Foyer Dittrichring 15, 25 May – 14 June 2020 © Andreas Schulze.
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    Stephanie Kiwitt, Andreas Schulze – OPEN / THE KIMONO

  • Stephanie Kiwitt, Andreas Schulze – OPEN / THE KIMONO, Foyer Dittrichring 15, 25 May – 14 June 2020 © Andreas Schulze.
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    Stephanie Kiwitt, Andreas Schulze – OPEN / THE KIMONO

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